
Zigeunermädchen
Z igeunermädchen, du schönes Kind,
du Windspiel mit wallender Mähne –
die Strasse des Lebens weist dir der Wind,
ich folg dir – du rassige Schöne.
Die wissenden Augen, der flammende Mund –
gefesselt in deinem Banne
hungere ich mir die Seele wund –
dein Anblick formt mir das Tier im Manne.
Ein Drehen des Kopfes, ein Wippen der Brust –
allein das raubt mir das Denken.
Mein Fühlen lodert in brennender Lust,
ich kann meine Sinne nicht lenken.
Ich hab’ dich gesehen Sekunden nur,
das reichte um mich zu verlieren –
ich zähle die Schläge der Stundenuhr,
mein Herz scheint ohn‘ dich zu erfrieren.
Vergebens ist all mein Begehren,
wir würden gemeinsam nicht froh –
dein Vater, er würd’s mir verwehren –
es sagt mir niemand – ich weiß es so.
Ich kann nur von ferne dich lieben,
die Sippe behütet dich streng,
und wärest du bei mir geblieben –
meine Welt wär’ für dich viel zu eng.
Drum flieg’ bunter Vogel, ich wünsche dir Glück –
erkunde die Weiten des Lebens.
Vielleicht bringt der Wind dich einmal zurück –
vielleicht auch wart‘ ich vergebens.
© ee