S tille liegt über dem gleißenden Strand, die Sonne steht flammend und gelb im Zenit – vergehende Zeichen am Flutsaum im Sand – von Bord eines Seglers klingt leise ein Lied.
Möven hocken auf Pfählen und dösen, ein Seehund sonnt sich im schimmernden Watt – Ketten scheppern in rostigen Ösen – ab und zu weht ein Wort durch die Luft in friesischem Platt.
Im Hafenschlick liegen – wie gestrandete Wale – ein Kutter aus Borkum und zwei aus Südarle, die Ebbe hat ihnen die Ruhe beschert, sie verhökern Granat – vor Stunden gefangen und von allen begehrt.
Vorm Krug, unter der uralten windschiefen Linde, da hocken vier Alte bei Köhm und bei Bier – einer von ihnen läßt krachend zwei Winde, darüber erschrocken, und in seiner Ruhe gestört, kläfft schläfrig des Wirtes Hundegetier.
Nach einmal prusten und freizügig schneuzen ist schnell wieder Ruh’ eingekehrt – so schlendert der Sonntag geruhlich vorüber, er springt hin und wieder wie Kinder beim Spiel, räkelt sich faul in seinem sommerlich’ Mieder und wartet gelassen auf sein abendlich’ Ziel
Die Vielfalt in der Einzelhandelslandschaft der Gemeinde ist wieder weniger geworden. In diesem Fall betrifft es nicht nur die Gemeinde Schortens – aber doch, das größte Loch entsteht hier am Ort.
Herz und Gehirn der Frisia-Backwaren sind – oder muß man schon sagen waren – in Schortens angesiedelt.
Woran mag es, zum Teufel, bloß liegen – fragt sich der kleine Mann auf der Strasse, wenn er in die toten Augen vieler Geschäftshäuser blickt – wenn er die vielen verwaisten oder nicht genutzten – oder etwa nicht benötigten – Areale und Gebäude in den Gewerbegebieten sieht. Woran liegt es denn nun? Kann es nicht sein, daß Wunsch und Wirklichkeit in den Köpfen vieler Politiker sich voneinander meilenweit entfernt haben? Mir scheint, daß der Zwang nach vorne zu rennen, keine Zeit läßt einmal nach hinten zu schauen. Die Fähigkeit, etwas Geschaffenes mit Muße zu betrachten, ist wohl verloren gegangen. Jedes verantwortungsbewusste Elternpaar weiß, daß es seine Kinder nicht nur zeugen, sondern auch begleiten muß.
Diese Regel gilt nicht nur in der Keimzelle der Gesellschaft. Warum wird diese grundlegende Erkenntnis heute vielfach nicht mehr beachtet?
Wenn Kinder zu schnell wachsen, sollten Eltern schon einmal genauer hinschauen – und sich nicht nur über die Größe ihrer Sprösslinge freuen. Wer die Zeit aufmerksam in ihrem Lauf begleitet hat, weiß um die Wurzeln derFrisia-Backwaren Gesellschaft –
der hat noch die unschönen Gerüche der Konsumpleiten in der Nase – und wieder einmal sind es die fürs tägliche Brot Rackernden, die wie faule Früchte vom Baum fallen und zertreten werden. Natürlich muß es Macher und Mitmacher geben – aber wenn das Verhältnis der Zahnräder in einem Getriebe zueinander nicht stimmt, ist das Zusammenkrachen vorauszusehen. Bloß – seltsam mutet es schon an – das Getöse des einstürzenden Firmengebildes ist noch gar nicht verhallt, sieht man schon einen Phönix aus der Asche emporsteigen. Auf seinen Schwingen trägt er wohlbehalten die vordem Verantwortlichen – sogar eine neue Produktionsstätte will man schnellstmöglich errichten – eine „Neue Frisia GmbH“!!!
Vermutlich hat man auch schon wohlwollende Politiker hinter sich versammelt, die zur rechten Zeit die Hände zum Beifallklatschen erheben.
Pfingstmontag – in Deutschland seit einigen Jahren, wenn auch noch nicht traditionell, so aber doch Mühlentag. Unzählige Ausflügler sind unterwegs um ein wenig Vergangenheit zu schnuppern.
Auf dem Wege von Emden nach Greetsiel machten wir in Norddeich Station. Spontaner Beschluss unserer kleinen Gruppe – hier gönnen wir uns ein Eis.
An Norddeichs Hauptstrasse boten sich uns zwei Gelegenheiten dazu – einmal eine offenkundig südländische Eisdiele – fünfzig Meter weiter verhieß ein großer Schriftzug: „Eis vom Konditor“.
Dahinter verbarg sich die Konditorei
„Cafe – ten Cate“.
Ein großer Werbeträger neben dem Eingang versprach uns den besten ostfriesischen Korinthenstuten.
Eis vom Konditor – das sollte es sein! Und Korinthenstuten für zu Hause.
Schnell hatten wir einen freien Tisch in der Nähe der Theke gefunden.
Während meine Leutchen die Karte studierten, machte ich meinen obligatorischen Gang zur Toilette – wie stets nach dem betreten eines Gastbetriebes.
Die sanitären Anlagen waren in Ordnung – sauber, modern und pikobello.
Einzig die Lage im Kellergeschoß könnte für manchen Gast, der nicht mehr so gut zu Fuß ist, problematisch sein.
Wieder oben angekommen hatte meine Rangen schon für mich mitbestellt – frische Erdbeeren auf Vanilleeis mit Schlagsahne!
Es dauerte ein Weilchen – in der Zwischenzeit hätten wir beim Nachbareismann wohl schon die vierte Portion verzehrt gehabt, aber na ja.
Bei der Fahrigkeit der vier Damen im Service konnte es nicht fließender gehen.
Die Äußerungen, und das hektische Gebaren der Vier, ließen erkennen, die Sahne war ausgegangen.
An sich kein Beinbruch – offen geschlagene Sahne empfinde ich immer als Pluspunkt gegenüber der Sahne aus den Aufschäumautomaten.
Nur das, was in diesem Falle dabei herauskam, ließ alle bisher positiven Eindrücke im Gully verschwinden.
Man servierte uns die gläsernen Pokale erstens auf einer Untertasse eines Kaffeepotts – ohne die Zierde eines Deckchens. Zweitens ohne Serviette, und drittens entsprach der Inhalt genau dem mangelhaften Äußeren.
Da konnten die anstandslos frischen Erdbeeren das zu kalte und zähe Eis auch nicht mehr retten, das von einer gelbstichigen, unangenehm schmeckenden Sahnehaube gekrönt war. Die Sahne war schlicht und einfach schon fast zu Butter geworden.
Der überschwänglich angepriesene „ostfriesische Korinthenstuten“ – von dem man uns noch ein Resthalbes verkaufte entpuppte sich zu Hause angekommen auch als ein Überbleibsel besserer Tage. Sogar unser original kanadisches Buschmesser hätte sich beim schneiden fast die Zähne ausgebissen.
Einzig das Schwarzbrot- von dem wir auch ein Pfund mitgenommen hatten – bestand alle kritischen Prüfungen. Es war – wie schon zu allen Zeiten aus dieser Bäckerei – einfach super.
Mein Fazit: Der Konditor sollte ein Bäcker bleiben, und das Eismachen seinem Kollegen aus dem Mittelmeerraum überlassen. Dann hätte er sicherlich auch ein wenig mehr Zeit für den „ostfriesischen Korinthenstuten“
Die ostfriesische Halbinsel ist Heimat vieler Sänger und Chöre. Der alte Wilhelm – weilte er noch unter uns – würde sein vernichtendes Urteil über die Sangesfreudigkeit der Ostfriesen garantiert schon längst revidiert haben.
Von der Ems bis an die Jade – von den schmucken ostfriesischen Inseln bis an die Grenzen des Ammer-landes hört man es klingen.
Allerorts wird gesungen und musiziert – auf allen Ebenen findet man für jeden Anspruch den passenden Ton, und den passenden Rahmen.
Eine herausragende Stellung nehmen unangefochten die Sänger aus Friedeburg ein.
Die „Friedeburger Jung’s“. Seit Jahren halten sie ihre Position im Spitzenfeld der musikalischen Streiter.
Ob im Chor oder als Solisten, auf der Bühne – gleich wo sie sich befindet – ist jeder eine Klasse für sich.
Im großen Saal des Schortenser Bürgerhauses lieferten sie am 20. Februar erneut den Beweis.
Wer sich diesen Genuß hat entgehen lassen, dem hat am nächsten Morgen mit Sicherheit in Stück schönes Erlebnis gefehlt.
Wer kennt schon das Vareler Waisenstift – mal ehrlich, und Hand auf’s Herz – wer von Euch, die jetzt ganz laut Ja gerufen haben, war denn schon einmal da? Wer hat sich schon einmal die Mühe gemacht, eingangs Varel mit dem Fuß vom Gaspedal auf die Bremse zu wechseln – nein, nein – nicht weil er etwas zu schnell unterwegs war, und die Blitzfalle fürchtete – sondern um in dieses wunderschöne alte Gebäude reinzuschauen.
Den Besucher erwartet ein großartiges Zeugnis der Baukunst vergangener Jahrhunderte. Zum größten Teil schon sach-kundig, und mit Liebe zum Detail instand gesetzt, zieht es jeden Besucher unweigerlich in seinen Bann.
Man hat durch die Zeiten dem Gebäude Gelegenheit gegeben, seinem ursprünglichen Zweck treu zu bleiben.
Es bietet heute – wie schon vor vierhundert Jahren – Kindern in Not ein Zuhause. Mögen sich auch die Ursachen der Nöte gewandelt haben – die Verpflichtung zur Hilfe ist die gleiche geblieben. Radio-Jade war da – zur Weihnachtsfeier der kleinen und großen Bewohner. Mit uns war Wolfram Hohmann – der regionale Organisator der Aktion „Weih-nachten im Schuhkarton“. Einen Sack voll Schlickersachen schleppte er mit sich – als symbolisches „Dankeschön“ an all die vielen Kinder, die mit Begeisterung Päckchen gepackt haben – für ihre kleinen Freunde in aller Welt. Damit auch sie – und viele zum ersten mal in ihrem Leben – ein persönliches Weihnachtsgeschenk bekommen. Der Besuch war der Schlußpunkt unter den diesjährigen Schuhkarton – und gleichzeitig der Start für die Aktion